Wir machen Urlaub vom Winter auf den Kanaren so lockte mich meine alte Freundin für 14 Tage auf die Insel Lanzarote. Aber es kam alles ganz anders: kein Standleben auf schwarzem Lavasand, kein Plantschen im Pool oder Atlantik, kein helles Licht für die Sonnenbrille, kein Badeanzug oder bunte Cocktails auf der warmen Terrasse.
In den Geschäften fanden wir auch kaum wärmende Klamotten, nur knalliges Sandspielzeug, Sonnenhüte, Koffer (?) und Taschen, luftige Blüschen und dünne T- Shirts, kitschige Strandtücher von enormer Größe, dicke Herrenuhren, Fotozubehör, elektronisches Gerät, Sonnenschutzcremes für alle Hauttypen, unendliche Mengen von Parfums und Kosmetika, üppigen "echten" Schmuck und bunte Pareos. Und so zogen wir leicht fröstelnd allerdings mit relativ winddichten Jacken los zu unseren Ausflügen und Unternehmungen. Spaß hatten wir trotzdem!
Übers Reisebüro hatten wir ein kleines Appartement mit Halbpension in einer netten Anlage (sieht bei Google gar nicht so aus!) am östlichen Rand des Ortes Puerto de la Carmen gebucht. Im Schlafzimmer übernachtete meine Freundin, ich schlief ganz gut auf dem Sofa. Das Frühstück bot den üblichen Hotelkaffee und eine abenteuerliche Mischung am Buffet (wegen der englischen Touristen gab es Bohnen, Würstchen und gebratenen Speck). Es reichte, um über den Tag zu kommen. Das Abendessen war jedoch nicht besonders toll, so dass wir öfters unterwegs etwas aßen, meistens Fischgerichte.
Aber es gab einen kleinen Laden, bei dem es neben Kaffee, Keksen und Schokolade auch den herrlich trockenen Weißwein von der Insel gab. So konnte man die Tage an den frischen Abenden gut bei einem Fläschchen leckeren Wein, in Decken eingemummelt, mit einem bisschen spanischen Fernsehprogramm auf dem Sofa und dem einen und anderen Scrabblezug abschließen.
Um einen ersten Eindruck von der Insel zu bekommen, schlossen wir uns einer ganztägigen Busexkursion an. Wir kurvten über die ganze Insel und erhielten interessante Informationen (Vulkanismus und Timanfaya Nationalpark; klimatische Bedingungen, Sandstürme und weiße Strände, Lava, Landwirtschaft, und grüne Felder, Gebäude, Berühmtheiten und Kultur, Weinbau, Biosphärenreservat, Sport und Touristisches). Dieser Ausflug hatte sich trotz anfänglicher Skepsis gelohnt.
Später wurde die Insel mit einem Leihwagen kreuz und quer durchfahren und erforscht. Wir besuchten die Wirkungsstätten von César Manrique (sein ehemaliges, in Lavablasen eingerichtetes Wohnhaus das Taro de Tahíche, in dem heute die Fundación César Manrique untergebracht ist, zahlreiche Windspiele und Skulpturen, einige interessante Toilettenanlagen, den Mirador del Río, den Jardín de Cactus).
Für die vielen Krippen, die auf den zentralen Plätzen der Ortschaften Lanzarotes aufgebaut werden, war es fast ein bisschen spät. Bis zum 6. Januar werden die Figuren der Heiligen 3 Könige in diesen Ensembles immer ein Stückchen näher an den Stall mit dem Jesuskind herangerückt. In Yaiza war aber alles noch erhalten: ein Miniaturausgabe der Insel, bei der viele Gebäude, die Berge und Küstenzonen inklusive der Salinen und Fischerboote nachempfunden und mit kleinen, bemalten und bekleideten Figuren ausstaffiert waren.
Das Highlight war der 5. Januar mit dem CABALGATA DE REYES. Der traditionelle Einzug der Heiligen 3 Könige in die Dörfer und Städte auf Kamelen ist DAS Fest auf Lanzarote schlechthin. Tagsüber streiften wir durch die Altstadt von Arrecife, bummelten am Hafen entlang, durch einige Geschäfte und über einen Flohmarkt und fanden am Abend einen Fensterplatz in einem Restaurant, von dem aus wir den Umzug hautnah erlebten. Bei diesem Fest werden die Kinder beschenkt, die Familien gehen aus, warten dichtgedrängt am Straßenrand auf den Zug, der mit verkleideten Prinzessinnen auf blinkenden Wagen, den schmucken Königen, bunt leuchtenden Feuerwerken und lauten Böllern, dem Gejohle und der großen und kleineren Musikkapellen sehr an Karneval erinnert.
Statt größerer Wanderungen unternahmen wir häufiger kleine Stippvisiten zu verschiedenen Stränden, Märkten, Bodegas, Museen und Ortschaften. Dort kundschafteten wir alles Mögliche aus, kauften hin und wieder ein paar Souvenirs, fotografierten viel und verschnauften in netten, kleinen Lokalen.
Unseren gemeinsamen Geburtstag feierten wir im Zentrum von Puerto de la Carmen. Bei leckerem, frischen Fisch und kühlem Weißwein saßen wir im Restaurant unmittelbar an der Promenade mit direktem Blick auf den Hafen. Toll! Wir ließen die bisherigen Urlaubstage Revue passieren, stellten die wildesten Mutmaßungen über unsere MitbewohnerInnen in der Appartementanlage an, schmiedeten Pläne fürs neue Lebensjahr und kamen so vom Hölzchen aufs Stöckchen.
Doch, am Ende war der Urlaub ein Erfolg und wir beide ganz zufrieden mit allem!
Übers Internet hatten wir uns eine Ferienwohnung mit 2 Schlafzimmern in einer kleineren Anlage etwas oberhalb der Hauptverkehrsstraße und des Strandes ausgesucht. Es gab einen nett bepflanzten Innenhof mit einem kleinen Brunnen.
Die Wohnung roch etwas streng, bot sonst aber alles was man im Urlaub benötigt (inkl. Waschmaschine).
Wir bekamen keinen Mietwagen! Die Dame in dem Vermittlungsbüro überließ uns ihr klapperiges Auto für einen winzigen Preis. Allerdings funktionierte es auch nur noch halbwegs: die Scheibenwischer waren nur lose aufgesteckt, die Türen klemmten und auch sonst machte es einen insgesamt wenig vertrauenerweckenden Eindruck; aber es fuhr!
Knallbunte, klimpernde, jaulende und nervende Daddelbuden für Jung & Alt säumen die Flaniermeile in Puerto del Carmen – die malerische Aussicht mit Vollmond täuscht: die Nächte waren laut. Und später zogen Nachbarn ein, die nach Kneipen und Discos mitten in der Nacht weiter feierten. An erquickenden Schlaf war nicht zu denken.
Wir spazierten in der kargen Vulkanlandschaft und unternahmen die obligatorische Busrundfahrt durch den Timanfaya Nationalpark. http://de.wikipedia.org/wiki/Nationalpark_Timanfaya (17.08.2014)
Da es in vorangegangenen Wochen ziemlich geregnet hatte, war der Boden mit diesen Gewächsen übersät. Von Ferne schimmerten viele der Lavahügel dadurch sanft Grün.
Überall auf Lanzarote gegenwärtig ist das von Manrique gestaltete Teufelchen: http://www.cesar-manrique.de/
Diesmal schauten wir uns auch Costa Teguise an, einiges fanden wir sehr herunter gekommen, anderes war ganz hübsch und nett anzusehen. Vom südlichen Ende des Ortes aus sah man am Horizont die weniger attraktiven Hafenanlagen von Arrecife und die Ölraffinerien. Ein Abwassersammler verpestete die Luft.
Wir durchstreiften die kleinen weiß- blauen Fischerorte entlang der Küste, aßen Fisch und Kuchen und entdeckten die Geräte auf den "Erwachsenenspielplätzen".
Silvester war dann die Hölle los. Die Avenida de las Playas quoll über: alle Menschen in Feierlaune, schick gekleidet, vor den Restaurants und Bars knubbelten sich die Leute, es wurde für alle möglichen Veranstaltungen geworben und Höhepunkt war das Feuerwerk.
Am 6. Januar fuhren wir nach Arrecife zum alljährlichen Einzug der Heiligen 3 Könige in die Stadt. für die Kinder ein Fest: es gibt Geschenke. Und durch die Stadt zieht ein bunter, lauter Zug - fast wie Karneval!
Am Geburtstag gab es einen letzten Ausflug nach El Golfo und anschließend leckeres Essen über dem Hafen von Puerto de la Carmen.
Dominierende Farbe: das typische Grün des Holzwerks auf Lanzarote galt jahrelang als Standard; es wird häufig durch kräftiges Blau ergänzt.
Überall tauchen Fische auf: Reste eines Kachelbildes in Orzola, auf einem Kleinlaster und einer Visitenkarte von Fischrestaurants, auf Bildern von Manrique.